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Der Ursprung der Chartreux wird auch heute noch viel diskutiert, da es viele Quellen gibt, die unterschiedliches behaupten.
Die erste Beschreibung einer blauen Katze, die im Erscheinungsbild der modernen Chartreux entspricht, findet man in einem Gedicht aus dem Jahr 1558 mit dem Titel „ A French Verse on the Death of a little Cat“, welches von dem französischen Schriftsteller du Bellay in Rom verfasst wurde. In diesem Gedicht wurde das Fell der Katze als silbergrau, glänzend und glatt wie Satin beschrieben, welches dem Rücken auflag und eine hermeline Unterseite hatte. Es war keine komplett graue Katze. Der Verfasser deutet aber in einem Nebensatz an, dass es solche grauen Katzen bereits auch in Frankreich gäbe.
1522 beschrieb der italienische Gelehrte Aldrovandi in seinem Buch „De quadrupedibus digitativis Libri Tres“ die unterschiedliche Vielfalt von Katzen. Aber unter anderen benennt er dort eine Rasse, die ein blasses und dunkel asch-graues Fell besitzt. Sie hat eine abgerundete Schnauze, eine muskulöse Brust und kräftige Pfoten. Die Rasse wird als gutmütig, gut domestizierbar wachsam und loyal ihrem Herrn gegenüber beschrieben. Und sie stammt ursprünglich aus Syrien, die sogenannte „Syrian Cat“.
Weitere Beschreibungen einer grauen/blauen Katze finden sich ebenso auf Malta und auf Zypern wieder. Der Engländer Ray bezeichnete die „Syrian Cat“ in seinem Werk (1693 in London) als „Cyprus Cat“ und de Montcrif sprach in seinem Buch „Cats“ (1772) von schönen schieferfarbenen Katzen auf der Insel Malta.
In vielen weiteren Schriften wurden für die schieferfarbenen bzw. grauen Katzen die Namen „Syrian Cat“, „Cyprus Cat“ und „Maltese Cat“ synonym verwendet. Die Namen beziehen sich immer wieder auf einen bestimmten Pänotyp von Katze, welcher unserer heutigen Chartreux sehr ähnlich sah. Bilder der unterschiedlichen geographisch-lokalisierten Katzen zeigen deutliche Ähnlichkeiten.
Es scheint, dass der Ursprung der Chartreux irgendwo in Syrien liegt und sie als gute Mäuse- und Rattenfängerin über die Handelsrouten im Mittelmeer den Weg nach Zypern, Malta, Italien und dann nach Frankreich genommen hat. Als Heimat kommen vor allem die syrischen Berge und auch die rauen Berge der Nachbarländer wie Türkei und Iran in Frage, wo die Nächte kalt waren. Das Fell der Syrischen Katze aber war für diese klimatischen Bedingungen perfekt geschaffen: dicht und wollig.
Die ersten Vorfahren unserer Chartreux kamen höchstwahrscheinlich Mitte des 17.Jahrhunderts nach Europa. Pietro della Valle, ein italienischer Forschungsreisender und Reiseschriftsteller fand auf einer seiner Exkursionen um 1620 in einer iranischen Provinz (Khorasan in Persien) eine graue Katze, dessen Schönheit in ihrem Fell lag, ohne Flecken und Tupfen, mit einer einheitlichen Farbe. Er war so beeindruckt, dass er bei seiner Rückkehr 1626 nach Rom mit Halt u.a. auf Zypern, Malta und Sizilien die ersten grauen Katzen nach Europa brachte. Kurz darauf erfuhr der Gelehrte, Astronom, Sammler und Antiquar Nicolas Claude Fabri de Peiresc durch Schriftkontakt mit Pietro della Valle von einer Katzenrasse aus dem Orient. Zum Schutz seiner Bücher vor den gefräßigen Ratten holte er mindestens 5 männliche und eine weibliche Katzen aus Damaskus zu sich in die Provence nach Frankreich. Durch eine gezielte und erfolgreiche Vermehrung (keine Vermischung mit anderen Rassen) sandte er diese Katzen Freunde und Verwandte, sodass sich diese graue Katzenart im ganzen Land verbreitete und u.a. auch Paris erreichte.
Woher der Name der Chartreux stammt, lässt sich leider nicht ganz aufklären. Eine weit verbreitete Vermutung ist, dass die Mönche in dem Kloster „Grande Chartreuse“ im Südosten Frankreichs graue Katzen gezüchtet haben sollen. Doch diese Behauptung lässt sich in den Archiven des Klosters nicht belegen. Einen Hinweis auf einen möglichen plausiblen Ursprung zeigt das Buch “Universal Dictionary of Commerce” von Savarry des Bruslon (1723). In diesem praktischen Wörterbuch für Händler steht geschrieben, dass das Fell der Chartreux von den Fellmachern benutzt wird. Ein Auszug:
Vermutlich war der Begriff Chartreux schon lange Jahre zuvor im alltäglichen Sprachgebrauch zu finden, bevor er das erste Mal schriftlich festgehalten wurde. Er wurde wohl aufgrund der großen Ähnlichkeit zwischen dem asch-grauen, wolligen Fell der Katzen und der grauen Wolle „Pile de Chartreux“ aus Spanien auf die Katzen übertragen und gleichermaßen verwendet.
Die erste Abbildung einer Chartreux finden wir in „Histoire naturelle de Buffon“ (1754) von Georges Louis Leclerc comte de Buffon mit einer genauen Beschreibung der Chartreux sowie einen Vergleich zwischen der domestizierten Katze, der Angora Katze und der Chartreux.
Bis zum 20.Jahrhundert hab es keine selektive Zucht der Chartreux. Erst um das Jahr 1925 herum, als die Familie Leger mit den Schwestern Christine und Suzanne auf die Insel Belle-Ile-en-Mer zogen, nahm die heutige Chartreux-Zucht ihren Anfang. Die beiden Schwestern verliebten sich in die Schönheit der dort heimischen blaugrauen Katzen. Aus der allerersten Verpaarung von Marquise, ihrer ersten blauen Katze, und Coquito, dem ersten blauen Kater entstand Mignonne de Guerveur. Guerveur ist der Dialekt in der Bretagne und bedeutet Belle-Ile. Sie wurde 1933 auf der Pariser Ausstellung als die schönste Katze der Show prämiert und erhielt den Titel Chartreux International Champion.
Suzanne Leger formulierte 1935 in dem Artikel „Le Chat des Chartreux, Race Reconstituée“ veröffentlicht in der Zeitschrift „La vie à la champagne“ den ersten Standard für die Zucht der Chartreux:
Viele phänotypischen Merkmale finden sich auch heute noch in dem aktuellen Standard der Chartreux wieder.
In den 1965 bekamen die Chartreux-Züchter ein schwerwiegendes Problem, weil der Bestand sehr ingezüchtet war. Missbildungen und vermehrte Krankheitsanfälligkeit waren die Folge. Die meisten Züchter waren zu der Zeit ignorant gegenüber der Geschichte der Chartreux oder wussten die Zuchtarbeit ihrer Vorgänger nicht zu würdigen. Um wieder neue Blutlinien und somit mehr Gesundheit in die Rasse zu bringen, suchten sie eine der blau-grauen Katzen ähnliche Rasse und fanden vor allem die British Blue Shorthair (= Britisch Kurzhaar). Erwähnenswert ist hier zu sagen, dass die blau-grauen Katzen der British Blue nur eine kleine Auswahl von vielen unterschiedlichen Farbvarianten der Rasse sind. Zudem wies damals und weißt auch heute noch die British Blue Shorthair einen ganz anderen Phänotyp auf als die Chartreux. Aus diesen Vermischungen entstanden Hybride, die nicht mehr eindeutig der einen oder der anderen Rasse zugeordnet werden konnten. So integrierte die Federation Feline Internationale 1970 beide Rassen in eine Rassenklasse und legten für diese den Standard der British Blue fest. Somit gab es zu dem Zeitpunkt offiziell die ursprüngliche Rasse der Chartreux nicht mehr.
Dank großer Proteste französischer und belgischer Chartreux-Züchter und der Studie über die Identität und Geschichte der Chartreux von Herrn Jean Simonnet, nahm die Federation Feline Internationale im Jahr 1977 diese Entscheidung zurück und trennte die Rassen wieder in Chartreux und British Blue Shorthair mit jeweils eigenen Standards. (Siehe hierzu den Vergleich zwischen Chartreux und British Blue Shorthair →)
Leider waren nicht alle Vereine und so nicht alle Züchter der Federation Feline Internationale angeschlossen, sodass der Name Chartreux und zu Deutsch “Kartäuser” bis heute noch für die British Blue Shorthair missbräuchlich verwendet wird.
Ab dem Zeitpunkt begann die stetige Verbesserung und Erneuerung der Chartreux.
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